1982 in Rostock geboren
2007-2012 Studium der Freien Kunst und Bildhauerei an der Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Stephan Balkenhol
2012-2013 Meisterschülerin bei Prof. Stephan Balkenhol
lebt und arbeitet in Kisslegg im Allgäu
„Ich gehe modellierend vor, ich modelliere Material, und da bin ich einfach an meine Kleidung gegangen“, erzählte Anne Carnein zu den Anfängen ihrer Arbeit mit Stoff. Bis heute gehe sie noch so vor. Seit den ersten Versuchen an der Akademie in Karlsruhe ist die Bildhauerin ihrer künstlerischen Technik treu geblieben und hat sich schnell ein Alleinstellungsmerkmal erarbeitet.
Anne Carneins Arbeiten entstehen aus der Erinnerung. Sie will die Natur nicht 1:1 abbilden oder kopieren, sondern es sind vielmehr Fragen wie „wie funktioniert eine Wurzel“ oder „wie sichtbar ist das Unsichtbare und umgekehrt“, die sie beschäftigen und zum Tun antreiben.
Ihre kleinen Objekte sind eine Hommage an das Stillleben als memento mori – klassische Kunstgeschichte also, unter Verwendung zeitgenössischer Material- und Formensprache. In Carneins „hortus conclusus“ im Allgäuer Atelier entstehen nicht nur metaphorische Pflanzen, sondern es ist in der Tat „Das geheime Leben der Pflanzen“, so der Titel eines Katalogtextes über die Künstlerin, dem die Bildhauerin ihre ganze Aufmerksamkeit schenkt. Da Anne Carnein in der Regel getragene Stoffe für ihre Arbeiten recycelt, sehen wir auch Verschleißspuren und erkennen ganz dezidiert die „Handarbeit“ dieser Künstlerin. Alle Objekte sind sehr zart gearbeitet, sie wirken verletzlich und schön gleichermaßen.
„Während ich arbeite, verschwinden oft die Anfangsideen“, sagte Carnein im Gespräch, denn arbeiten bedeute nicht selten, dass zunächst 200 Blätter genäht werden müssen, bevor die bildhauerische Arbeit an der geplanten Pflanze überhaupt beginnen kann.
Anne Carneins Kunst ist sehr aufklärerisch und selbstbewusst. Denn sie spielt in ihrer Kunst mit Rollen, sie bricht Tabus und greift Klischees auf, indem sie sich zwar explizit weiblicher Tugenden bedient und zu Nadel und Faden greift, um damit aber gegen ein tradiertes Rollenbild zu opponieren und für eine neue Form der Bildhauerei zu kämpfen.
Denn es geht ihr nicht um das Männliche oder Weibliche in ihrer Kunst, sondern es geht der Bildhauerin Anne Carnein um die Autonomie und Würde von Pflanze und Mensch.
Die Werke der Künstlerin sind regelmäßig in Ausstellungen und auf Messen vertreten.