Xenia Hartok - Malerei & Susanne Kraißer - Skulptur

Ausstellungsdauer bis 19.01.2023

 

In Zeiten aufgeheizter Gender-Debatten treiben die Diskussionen manchmal wilde Blüten, je nachdem, aus welchem Blickwinkel wir die Situation beleuchten.

Ist es der männliche, der weibliche, der queere, der hetero, -bi-, homosexuelle Blick auf uns Menschen, auf unsere Körper und unsere Eitelkeiten, der unsere Einstellung prägt und unseren Umgang miteinander bestimmt?

Welchen Standpunkt vertreten Sie?

Gibt es überhaupt den einen Standpunkt?

Am 14.11.2022 feierte der schwule Modedesigner Stefano Gabbana, Mitgründer das Labels DOLCE & GABBANA, seinen 60sten Geburtstag. In einem Interview mit der Zeitschrift „Marie Claire“ sagte er einmal, dass ihn bei Frauen „Busen, Taille und Po“ interessieren. Aktuell steht Kim Kardashian ganz oben auf der Hitliste von DOLCE & GABBANA, und wir können uns nun fragen, wer wen warum und aus welcher Perspektive inspiriert?

Bei der aktuellen Ausstellung „ganz schön charmant“ treffen zwei klassische Gattungen aufeinander: Malerei auf Bronze.

Welche Perspektiven sich hier auftun, dürfen Sie gerne selbst testen.

XENIA HARTOK, die gerade ihr Studium bei Prof. Anke Doberauer in München beendet und die ich im Sommer an der Akademie besucht hatte, beschäftigt sich seit Jahren mit der Rolle der Frau.

In ihrer Arbeit geht es um Übertreibung, Überspitzung und Ironie und um die Überinszenierung vieler Frauen von heute.

Die Bildentwürfe der Künstlerin sind teils inspiriert von weltweiten Events, wo A- und B-Prominente aufeinandertreffen und sich entsprechend in Szene setzen.

Doch nicht nur ausgelassener weiblicher Hedonismus und der Konsumexzess sind Schwerpunkte ihrer Arbeit, sondern auch die Erforschung unserer gegenwärtigen Sehgewohnheiten, welche zunehmend von Social Media-Influencerinnen dominiert werden. So zeigt Hartoks Porträt-Reihe mit dem doppeldeutigen Titel „Me gusta“ sechs Frauen in coolen Posen, und das Hinschauen ist explizit erwünscht!

Xenia Hartok liebt es übrigens selbst zu lachen, obwohl sie den sog. Ernst des Lebens, die steigenden Miet- und Materialpreise und den hart umkämpften Kunstmarkt täglich live erlebt. Trotzdem entschied sie sich nach einer abgeschlossenen kaufmännischen Ausbildung zum Kunststudium in München. Die Malerei ist für Xenia Hartok also kein Versuchsfeld, sondern ein klares Statement, mit dem erklärten und ehrgeizigen Ziel, den Beruf Künstlerin zukünftig ausüben zu können. Für ihre neueste Serie "risum movere" hat sie sich übrigens im Walraff-Richartz-Museum in Köln ganz gezielt Madonnen- und Heiligendarstellungen der Frührenaissance angesehen und sich davon inspirieren lassen.

Auch die Bronzebildhauerin SUSANNE KRAISSER ist sehr strukturiert und ehrgeizig, sie hat gleich drei Studien-abschlüsse absolviert (Holz-bildhauerin, Freie Bildhauerei, Freie Kunst), hatte zwei Jahre in Schweden gelebt und ihr Studium unter anderem als LKW-Fahrerin finanziert, um am Ende zur klassischen Bronze und zum Akt zu finden.

Lange Zeit formte sie nur Frauenkörper, bevor sie sich an den ersten nackten Mann wagte, denn der weibliche Körper gebe ihr einfach mehr Raum und mehr Volumen, so die Künstlerin.

Susanne Kraißer ist keine Bildhauerin erotischer Posen, sondern sie konzentriert sich auf das zutiefst Menschliche in der Darstellungsweise ihrer Figuren. So kitzeln ihre Bronzen nicht den Voyeur in uns wach, sondern wir nähern uns jeder Figur mit gefühlsvoller Distanz. Jede ihrer Skulpturen ist gefühlvoll poetisch, aber nicht sinnlich banal, sie ist schön, aber nicht perfekt, sie ist selbstbewusst, aber nicht selbstverliebt, sie ist individuell und ganz bei sich.