Januar 2023

Beim Atelierbesuch der Berliner Malerin Sabine Dehnel wurde mir einmal mehr bewusst, dass hier am Südkreuz schon über Jahre Bilder-Serien entstehen, deren Inhalte zeitgemäßer denn je sind. Wir haben durch die Corona-Pandemie auf Berührungen verzichten müssen, wir haben uns zurückgezogen und wir haben nicht mehr berührt.

Sabine Dehnel berührt und bemalt echte Körper, um diese dann in Collagetechnik zum Bild zu formen. Sie bemalt Körper, sie bekleidet Körper, sie schmückt Körper, immer mit dem Ziel, mittels dieser realen Körper individuelle Lebensgeschichten abzubilden, die mehr sind als reine Porträtmalerei. 

In Dehnels Bildern werden Rollen getauscht und Rollen entwickelt. Wir schlüpfen alle während unseres Lebens in verschiedene Rollen, bei Frauen reduzierte man diese lange genug auf die sog. 3 "K" (Kinder, Küche, Kirche). Welche Rollenbilder heute vorherrschen, liefert Stoff für heiße Debatten und endlose Diskussionen.

Sabine Dehnel stammt aus Ludwigshafen, hat in Amsterdam, Mainz und den USA studiert und gelebt, wo sie bis heute Sammlerinnen und Sammler hat und regelmäßig ausstellt. Ihre Werke sind ein Hybrid zwischen Malerei und Fotografie und sie sind vor allem sehr sinnlich und sehr ehrlich.

Weibliche Malerei - brauchen wir die heute noch in Zeiten der Queer- und der Geschlechtergerechtigkeits-Debatten? Ich behaupte JA, denn viel zu lange waren weibliche Körper die Projektionsflächen für männliche Künstler, so dass es durchaus den weiblichen Blick auf das eigene Geschlecht braucht, um tiefer einzutauchen in die Welt der Frauen.

Mit viel Liebe zum Detail und mit viel Zartheit gestaltet Sabine Dehnel ihre Körper und sie zeigt genau so viel davon, dass wir uns darin nicht voyeuristisch sattsehen, sondern neugierig werden auf diese Menschen, die hinter den Körper-Zitaten stecken.