August 2023

Endlich sind auch in Baden-Württemberg Sommerferien - für Kinder ein JUHU, für Eltern ein TO DO ...

Die Malerin Elis Vermeiren und ihr Mann, ein freier Kinderbuchillustrator, leben und arbeiten zusammen mit ihren sechs Kindern und dem Hund abgeschieden in einem kleinen Weiler zwischen Horgenzell und Wilhelmsdorf in Oberschwaben.

Sie habe sich von der letzten Zwillingsgeburt sechs Jahre erholen müssen, sagte mir die zierliche Elis Vermeiren bei meinem Atelierbesuch, aber jetzt habe sie wieder die Kraft und die innere Ruhe zu malen und ihrem erlernten Beruf nachzugehen. Unter Einsatz von Kopfhörern zieht sie sich nun regelmäßig in ihr Atelier zurück, um mit Farbschüttungen, Übermalungen, Monotypien usw. ihre abstrakten Bildkompositionen zu entwickeln.

Als Tochter belgischer Eltern ist Elis Vermeiren in Brasilien geboren, aber schon als Kleinkind nach Deutschland umgezogen worden. Mit 17 Jahren reiste sie alleine für ein Dreivierteljahr zurück nach Brasilien, um dort ihre Wurzeln zu suchen. Gefunden hat sie die FARBLUST, die sie bis heute auszeichnet. Brasilien sei gelebte Farbe, viel Farbe. Dieses Gefühl, von Farbe "umgeben zu sein", liebe sie bis heute, so Vermeiren.

Auf der Suche nach ihren persönlichen Wurzeln folgte ein Studienjahr in Gent an der Akademie, aber Belgien war ihr zu eng. Obwohl Vermeiren flämisch aufgewachsen war, fühlte sie sich im kleinen Belgien nicht mehr zuhause.

So wechselte sie nach Leipzig und absolvierte dort ihr Kunststudium in der Klasse von Professor Neo Rauch, dem prominenten Vertreter der Neuen Leipziger Schule. Man könne nur malen, wo eine Lust entstehe, habe Rauch zu seinen Studierenden gesagt, erinnert sich Elis Vermeiren. Im Idealfall male sich das Bild selbst!

Die Bildende Kunst ist Vermeirens Sprache, in ihren Bildern spiegelt sich auch ihre persönliche Spurensuche, begleitet von Vielfalt und Offenheit als Leitmotiven ihrer Malerei.

PS: Die Alliteration der drei K der Frau waren lange Zeit: Kinder, Küche, Kirche - viele Frauenbiographien rieben sich an dieser sog. Tradition. Inzwischen sind wir selbstbestimmt(er), können eigene Schwerpunkte setzen, können Kinder bekommen oder nicht, können kochen oder nicht, können in die Kirche gehen oder nicht.

Aber wer als studierte Künstlerin die Akademie verlässt und auf dem Kunstmarkt als "young artist" reüssieren will, sollte möglichst kinderlos bleiben, Schwangerschaften verbergen und den eigenen Namen beibehalten. Denn die Karriere muss hart erarbeitet werden. Spießige bzw. traditionelle Lebensmodelle sind hier leider kaum erwünscht und werden daher eher als karriereverhindernd betrachtet. Der Kunstmarkt schafft seine eigene "bubble", unterstützt durch eine Gesellschaft mit einem mehrheitlich völlig verschobenen und verklärten Künstler:innen-Bild.

Elis Vermeiren steht in gewisser Weise für ein Gegenmodell, ihr CV liest sich anders als viele andere, aber eines der drei K ihres Lebens ist auf alle Fälle die Kunst, ohne Wenn und Aber.

Werke von Elis Vermeiren werden ab August neu in das Galerie-Portfolio aufgenommen. Unsere Zusammenarbeit beginnt im Sommer 2023 und wird sozusagen im Rahmen unseres Sommersalon-Gesprächs am 22. August eröffnet