September 2023

"Nulla dies sine linea" - dieses lateinische Zitat von Plinius wird in Texten über Kunst bis zum heutigen Tag oft bemüht, so denke ich dabei z.B. immer spontan an Paul Klee, denn er war ein "Mann der Linie und der Zeichnung".

Was aber, wenn Linien gar nicht gezeichnet, sondern aus Peddigrohr zu Wandobjekten geformt werden? Was, wenn geformte Objekt-Linien wieder aufs Papier gelegt werden, um mit Malerei zu interagieren?

Die Ravensburger Künstlerin Gabi Janker-Dilger ist immer in Bewegung. Ihre Kunst spiegelt ihre Gedanken und ihr Leben - alles dreht sich um Energie, um Raum, um Mikro- und Makrokosmos und vor allem um Neuland.

Als wir ihre Peddigrohr-Objekte vor 7 Jahren erstmals in der Galerie ausstellten, war das Staunen groß, denn wie von Zauberhand geschaffen, schrieben diese Objekte neue Linien in den Raum. Im Laufe der Jahre wurden die Durchmesser der verwendeten Naturfasern immer dicker, und ich wunderte mich nicht selten, wie es diese zierliche Frau vermochte, ihre Objekte in die gewollte Form zu bringen.

Letzten Sommer hatte ich einen Atelier-Termin mit der Ankündigung, es entstehe nun Malerei. Noch nie zuvor hatte ich Gabi Janker-Dilger mit Malerei in Verbindung gebracht, sie war für mich eine klassische Objektkünstlerin.

Aber was ich sah, überzeugte mich schnell, denn diese neue Malerei griff den Spirit der Objekte auf, spielte mit dem Raum und zunehmend mit der Farbe. Auf dem Papier begann sich die Künstlerin freier zu bewegen, Neues auszuprobieren, mit dem Erfolg, dass die ersten Bilder schnell Liebhaber:innen fanden.

Die neue Serie wächst nun langsam und stetig, auf LINEAR Objects und UltraLINES folgten also nun die transLINEAR-Malereien.

In den Worten der Künstlerin klingt das so:

In den malerischen Werken der TransLINEAR – Serie setze ich das Thema der sich gegenseitig durchdringenden Energieströme fort, das in den dreidimensionalen linearen Gebilden der  LINEARobject – Serie bereits formgebend war.   

Die Linien in meiner Malerei entstehen im Arbeitsprozess durch die ganz realen Bewegungen meines Körpers, die natürlich über das Bildformat hinausgehen, es zum Teil regelrecht sprengen;  und so wirken die Bilder wie ausschnitthafte Momentaufnahmen von Bewegungen, die in ihrer Fülle wie vibrierende Schwingungen erscheinen.

Durch die linearen Verflechtungen und Überlagerungen entstehen farbintensive Gefüge der Transparenz und des Raumes. Imaginäre Brennpunkte energetischen Geschehens.

Besonders faszinierend finde ich ja eine Kombination beider Gattungen, wenn Objekt und Malerei in einem Raum miteinander in Dialog treten und wiederum neue gedankliche Räume schaffen.

Auf alle Fälle kann ich der Künstlerin nur gratulieren, dass sie ihre eigenen Pfade wieder einmal verlassen hat, um Neues auszuprobieren.

Überzeugen Sie sich selbst von dieser wunderschönen Form der "Objektmalerei"