KARIN BROSA, Marburg / Essen
JACQUI COLLEY Wellington / Neuseeland

Die Ausstellung zeigte Werke von zwei Künstlerinnen, deren Arbeiten dem Prinzip der Linie verpflichtet sind. Beide Künstlerinnen legen sowohl inhaltlich als auch technisch den Schwerpunkt auf das Spiel mit mehreren Ebenen.

Die aus Tettnang stammende Künstlerin Karin Brosa (*1978) ist eine Meisterin der Gegendarstellungen, in deren Werk Schein und Sein kongenial ineinander greifen.
Aber auch die poetische Zuspitzung ernster Inhalte kommt in Brosas Werk nicht zu kurz. Mit beinahe kindlicher Neugierde begeistert sich die Künstlerin für Tiere und Pflanzen, für Leiterplatten und Luftballons, für Vogelkäfige und Waffen, für Rettungsringe und malende Kinder. Aus der intensiven Beobachtung heraus entwickelt sie Bild-Geschichten, mal komisch, mal poetisch, mal zugespitzt, mal erzählerisch, aber immer und unbedingt sehenswert!

Karin Brosas Arbeiten lechzen daher nach dem zweiten und dem dritten Blick, denn ihre Geschichten wollen entdeckt und begriffen werden, und dieses Schauen braucht Zeit. Brosa hat im Übrigen zunächst Pharmazie studiert und die Approbation als Apothekerin erlangt, bevor sie sich für ein weiteres Studium der Freien Graphik entschied und dieses mit Diplom in Stuttgart abgeschlossen hat. Seit April 2019 arbeitet sie als künstlerische Lehrkraft für besondere Aufgaben, Philipps-Universität Marburg.
Die gebürtige Südafrikanerin Jacqui Colley (*1965) lebt in Neuseeland und gehört dort zu den renommiertesten zeitgenössischen Künstlerinnen. In ihren Arbeiten legt sie Spuren gegen das Vergessen und setzt Zeichen für eine kritisch-konstruktive Auseinandersetzung mit dem Leben. Im Sommer 2018 gewann sie den mit $ 20.000 dotierten und sehr renommierten Parkin Drawing-Prize für ihr Werk „LONG ECHO“, eine über zwei Meter hohe Aluminiumplatte, auf der die Künstlerin Zeichnungen als Zeichen hinterließ, mit Säure und verschiedenen Ätztechniken experimentierte und sogar Stift und Pinsel durch echte Werkzeuge ersetzte.

Was nüchtern klingt, beeindruckt durch seine Machart und vor allem durch die konzeptuelle und innovative Erweiterung der Gattung Zeichnung!
Doch in Jacqui Colleys Werk besticht nicht nur der technische Aspekt, sondern es geht es der Künstlerin immer auch um die inhaltliche Auseinandersetzung mit existenziellen Themen, die uns alle angehen.

Beide Künstlerinnen sind in nationalen und internationalen Ausstellungen vertreten und ihre Werke wurden in Ravensburg erstmals zusammen ausgestellt.